1.3 Die Charakteristik des Mittelstands
Unter Anwendung der quantitativen Abgrenzungsmethodik ergibt sich innerhalb
der Europäischen Union folgende Verteilung.
Unternehmen |
Anzahl |
Prozent |
Kleinunternehmen |
17.864.200 |
99,8 |
Mittlere Unternehmen |
Großunternehmen |
35.800 |
0,2 |
Gesamt |
17.900.000 |
100 |
Abbildung 3: Anzahl der Unternehmen in der Europäischen Union je
Klasse
(Quelle: Europäische Kommission)
In Europa und in der BRD ist die wirtschaftliche Struktur sehr stark
auf den Mittelstand fokussiert. Von den insgesamt 17,9 Millionen Unternehmen
innerhalb der Europäischen Union sind ca. 99,8 % den KMU’s
und damit dem Mittelstand zuzuordnen. Diese Unternehmen beschäftigen
66 % aller Erwerbstätigen aus der Privatwirtschaft und generieren
einen Anteil am Gesamtumsatz von
56,2 %. Auch in der BRD bildet der Mittelstand die zentrale Säule
der Wirtschaft. Insgesamt waren es im Jahr 1999 ca. 3,2 Millionen KMU’s
und damit eine Quote von 99,3 %.
Die mehrwertsteuerpflichtigen Umsätze gehen zu 44,8 % auf den Mittelstand
zurück, der im Übrigen fast 70 % der Arbeitnehmer in Deutschland
beschäftigt. Die Zahlen der Europäischen Union sind mit denen
der Bundesrepublik Deutschland annähernd identisch. Dies ist darauf
zurückzuführen, dass die BRD den größten wirtschaftlichen
Partner der Union darstellt.
Neben der quantitativen Beschreibungsform, weist der Mittelstand bei
qualitativer Gegenüberstellung interessante Unterschiede zu Großbetrieben
auf. In Abbildung 4 erfolgt die vergleichende Betrachtung anhand des Kriteriums
„Unternehmensführung“ für „Klein- und Mittelbetriebe“
und „Großbetriebe“, aus der bereits große Differenzen
beider Betriebstypen sichtbar werden. Diese leicht modifizierte Tabelle
nach PFOHL beleuchtet nur eines von zahlreichen Analysekriterien .
Unternehmensführung |
Klein- und Mittelbetriebe |
Großbetriebe |
Eigentümer-Unternehmer |
angestellte Manager |
mangelnde Unternehmensführungskenntnisse
|
fundierte Unternehmensführungskenntnisse |
Technisch orientierte Ausbildung |
gutes technisches Wissen in Fachabteilungen
und Stäben |
patriarchalische Führung |
Führung nach Management-by-Prinzipien
|
kaum Gruppenentscheidungen |
häufig Gruppenentscheidungen |
kaum Planung |
umfangreiche Planung |
unmittelbare Teilnahme am Betriebsgeschehen
|
Distanz zum Betriebsgeschehen |
Führungspotenzial nicht austauschbar |
Führungspotenzial austauschbar |
Abbildung 4: Charakterisierung der Betriebstypen
(Quelle: Pfohl, H.-C., 1997, S. 19)
Es ist feststellbar, dass Klein- und Mittelbetriebe nicht nur zahlenmäßig
große Unterschiede zu Großbetrieben aufweisen, sondern auch
von ihren Wesenszügen völlig andere Typen repräsentieren.
Demzufolge sind auch Vorgehen und Auftreten im Wettbewerbsmarkt different.
Treffen KMU’s in diversen Marktsektoren auf überdimensionale
Kontrahenten in Form von Großbetrieben, lässt dies das Bild
von „David gegen Goliath“ berechtigt erscheinen. So gilt David
als kleiner, intelligenter und flinker Jüngling, Goliath im Gegenzug
als großer, kraftstrotzender, gut bewaffneter und schwerfälliger
Krieger. Unabhängig davon, wie dieser Kampf beider endet, ist die
geringere Stärke des Mittelstands grundsätzlich mit Risiken
behaftet. Die Kräfteminorität wirkt sich bei Angriffen durch
Großunternehmen besonders in wirtschaftlichen Krisenzeiten negativ
für den Mittelstand aus. Üppige Finanzmittel sind oftmals nur
eine von vielen „Waffen“, die dem Mittelstand zum Überleben
fehlen.
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