Die Problematik der Komplexität im Unternehmen
ist nicht neu, wird aber durch eine Wahrnehmungsverschiebung –
meist durch eine Krise ausgelöst – stärker wahrgenommen.
Die Unternehmensführung ist sich bis zu diesem Zeitpunkt oft
nicht bewusst, welches Problem über Jahre oder gar Jahrzehnte
aufgebaut bzw. nicht abgebaut wurde.
Viele Manager sehen dieses Problem auch nicht in seiner ganzen
Brisanz. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Betriebsblindheit“.
Nach einer empirischen Studie von HOITSCH/LINGNAU konnte beobachtet
werden, „…dass bei vielen Unternehmen das Bewusstsein
der Mitarbeiter im Hinblick auf die Variantenvielfalt mit steigender
Betriebsgröße, trotz steigenden Variantenreichtums, sinkt“.
Diese Situation kann für das Unternehmen einen erheblichen
Wettbewerbsnachteil bedeuten und ggf. die Entwicklung zur Unternehmenskrise
einleiten.
Nach Studien der Unternehmensberatung McKinsey lassen sich erfolgreiche
von weniger erfolgreichen Unternehmen anhand der Produktpalette
differenzieren. Erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich demnach durch
eine überschaubare Produktpalette mit weniger Variantenvielfalt
aus. Wogegen weniger erfolgreiche Unternehmen ein sehr umfangreiches
Produktsortiment für ihre Kunden vorhalten. So werden z. B.
Produkte in verschiedenen Funktionen und Abmessungen angeboten,
die wiederum mit unterschiedlichsten Farbmustern zu kombinieren
sind. Dadurch wächst am Ende die Anzahl der maximal möglichen
Produktvarianten exponentiell an. Auf der Kostenseite wirkt sich
diese Entwicklung letztendlich negativ aus und reduziert den Unternehmenserfolg
nachhaltig. In diesem Zusammenhang schreibt KLUGE von „kostspieliger
Üppigkeit, verursacht durch Sortimentsvielfalt“.
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